Die Schlehe (Prunus spinosa) ist ein äußerst genügsamer heimischer
Wildstrauch. Im Frühjahr ziert er mit zahlreichen attraktiven weißen
Blüten den Garten, im Herbst locken die blau bereiften bis schwarzen
Früchte viele Vögel an. Gartenliebhaber sollten sich von der starken
Bedornung nicht abschrecken lassen, denn gerade sie macht die Schlehe zu
einem wertvollen Vogelschutzgehölz. Insbesondere Strauchbrütern bietet
sie einen idealen Lebensraum - unter anderem dem seltenen Neuntöter, der
auf den Dornen seine Beute wie Insekten und sogar Mäuse aufspießt. Von
den Früchten ernähren sich rund 20 Vogelarten, zum Beispiel Meisen und
Grasmücken.
Die Schlehe - auch Schlehdorn, Hecken- oder Schwarzdorn genannt - gehört
innerhalb der Familie der Rosengewächse (Rosaceae) zu den
Steinobstgewächsen. Der sommergrüne, sparrige Strauch oder mehrstämmige
Baum wird etwa ein bis drei Meter hoch und bevorzugt einen sonnigen
Standort. Die flach wurzelnde Pflanze gedeiht auf fast allen Böden, ist
kalkliebend und verträgt Frost sehr gut. Die Rinde ist sehr dunkel bis
schwarz, die Zweige sind rotbraun gefärbt und filzig bis fein behaart.
Die kurzgestielten weißen Blüten mit einem Durchmesser von bis zu 1,5 cm
und einem charakteristischen leichten Mandelduft erscheinen im März und
April. Im Gegensatz zum Weißdorn treiben sie lange vor dem Laub aus. Da
die Innenseite des Blütenbechers reichlich Nektar absondert, ist die
Schlehe für zahlreiche Insekten im zeitigen Frühjahr eine wichtige
Nahrungsquelle - vor allem für viele Schmetterlinge und Wildbienenarten.
Blüten, junge Blätter und die Früchte werden auch zu medizinischen
Zwecken verwendet. Sie wirken adstringierend, harntreibend, mild
abführend, entzündungshemmend, wärmend und appetitanregend. Die Früchte
enthalten unter anderem Flavonoide, Vitamin C sowie Gerb- und
Bitterstoffe. Schlehenfrüchte werden meist im Oktober und November nach
dem ersten Frost geerntet, da durch die Frosteinwirkung ein Teil der
bitter schmeckenden Gerbstoffe abgebaut wird. Sie lassen sich vielfältig
verwenden, zum Beispiel zur Herstellung von Marmeladen, Fruchtsäften,
Fruchtweinen sowie als Zusatz zu Likör und anderen Spirituosen.
Übrigens: Nicht geerntete Früchte verbleiben den Winter über am Strauch
und dienen vielen Säugetieren und zahlreichen Vogelarten als wichtige
Nahrungsquelle.
Heike Stommel, www.aid.de