Freitag, 26. April 2013

Heimische Schnecken: Wichtige Rolle im Ökosystem



Gärtner kennen Schnecken hauptsächlich als Schädlinge an Kulturpflanzen. Die meisten der in Deutschland lebenden Arten ernähren sich meist von Moder. Die oft sehr kleinen Schnecken führen ein verborgenes Leben in der Laubstreu und spielen eine wichtige Rolle als Zersetzer von Pflanzenresten. In Laubwäldern nehmen sie rund ein Prozent der in jedem Jahr anfallenden Laubstreu auf. Auf einem Quadratmeter leben durchschnittlich zehn Arten mit bis zu 50 Exemplaren - auf kalkreichen Waldböden sogar bis zu 30 Arten mit bis zu 2.000 Individuen.

Im Ökosystem dienen sie als Beute und fördern durch ihre Anwesenheit eine Reihe weiterer Organismen. In strukturreichen Lebensräumen und intakten Ökosystemen stellt sich dabei schnell ein Räuber-Beute-Gleichgewicht ein. Finden Schneckenfeinde wie Igel, Vögel oder verschiedene Laufkäfer keine günstigen Lebensbedingungen vor, ist das Gleichgewicht jedoch schnell zugunsten der Schnecken verschoben - wie in vielen Gärten. In diesen werden zudem vermodernde Pflanzenreste kaum geduldet. Diese besitzen aber neben Algen, Pilzen, Flechten und Aas meist eine fraßstimulierende Wirkung - weshalb sie auch selten von Schnecken verschmäht werden, die sonst als Schädlinge an Kulturpflanzen auftreten. Da in den Gärten meist jedoch lebende Pflanzen vorzufinden sind, bilden diese allein aufgrund ihrer Häufigkeit einen großen Anteil an der Nahrung.

Während ihrer nächtlichen Streifzüge nehmen die Schnecken einzelne Mahlzeiten zu sich und erkunden zwischendurch die nähere Umgebung. An welchen Pflanzen sie Halt machen, hängt von der Gewebestruktur sowie vom Gehalt giftiger Pflanzeninhaltsstoffe ab, die den Verdauungsstoffwechsel stören und die Nährstoffgewinnung aus der Nahrung beeinträchtigen. Kulturpflanzen sind besonders attraktive Nahrungsquellen: Sie haben meist einen niedrigen Gehalt an sekundären Pflanzenstoffen und einen hohen Anteil an jungem, saftigem Gewebe. Salat, Bohnen und verschiedene Kohlsorten gehören daher zu den Favoriten auf dem Speiseplan.

Um einem Befall vorzubeugen, bietet sich zum Beispiel das Ansiedeln und Fördern natürlicher Feinde an. Igel, Spitzmäuse, Salamander, Kröten, Frösche, Enten, Drosseln, Amseln und Stare oder Insekten wie Leucht- und Laufkäfer lassen sich durch Teiche, Hecken, Gehölzstreifen und Igelburgen fördern. Auch resistente Pflanzenarten können helfen: Pflanzen mit starker Behaarung, wie Borretsch oder Beinwell, einem hohen Anteil an Geschmacksstoffen, wie Kerbel, Koriander oder Salbei, können Schnecken von Gärten oder Beeten abhalten und sollten als Randbepflanzung genutzt werden. Das hilft allerdings nicht immer. Die Spanische Wegschnecke frisst auch an Lavendel und Rosmarin.

Heike Stommel, www.aid.de

Weitere Informationen:
aid-Heft "Schnecken - Biologie, Arten und Bekämpfung", Bestell-Nr. 61-1509, Preis: 2,50 Euro, www.aid-medienshop.de