Ob Bio oder Regional, ob Marke oder No-Name-Produkt: Der Verbraucher
entscheidet am Ende meist nach Geschmack, erklärte Professor Achim
Spiller, Marketingexperte an der Georg-August-Universität Göttingen auf
dem 3. Europäischen Obst- und Gemüseforum der Agrarmarkt
Informations-Gesellschaft AMI in Berlin. Aber es ist noch immer eine
Herausforderung, die Sensorik in das Marketing einzubeziehen. Das liege
auch daran, dass bei Produkten, wie Rosenkohl oder Chicorée, die
Bitterstoffe weggezüchtet wurden und ein "Einheitsgeschmack" entstanden
sei.
Spiller hat fast 1.800 Verbraucher in Deutschland und einigen
Nachbarländern zu ihren Geschmackspräferenzen befragt. 30 Prozent der
Befragten haben zwar eine Abneigung gegen "sauer" und "bitter", aber
eine Präferenz für intensive Aromen. 27 Prozent lassen sich in dem
Cluster "Gesund und intensiv" zusammenfassen. Diese Verbraucher lieben
es weniger süß und salzig, haben aber eine Präferenz für sauer, bitter
und intensive Aromen. Es lohnt sich also, für diese großen Kundengruppen
Obst und Gemüse mit einem Geschmacks- und Sortenmarketing zu versehen.
Nur vereinzelt wird das auch tatsächlich gemacht. Verbraucher betrachten
Obst und Gemüse meist als homogene Ware, bei der sich die Sorten nicht
voneinander unterscheiden. Schokolade, Kaffee und Wein hingegen haben
diese Differenzierungen erreicht. Weiterhin hat der Handel nicht genug
Regalfläche, um verschiedene Sorten nebeneinander zu präsentieren, die
Werbebudgets sind zu klein und der schnelle Züchtungsfortschritt
verhindert ein Sortenmarketing, weil er diesem keinen zeitlichen Raum
überlässt.
Um verschiedene Sorten mit unterschiedlichen Geschmäckern an die Kunden
zu bringen, sollten nach Spiller die Obst- und Gemüseabteilungen zu
einem "zentralen Image" der Frischegüter werden. Der Geschmack der
Sorten muss am Regal erklärt werden. Die Züchtung sollte gleich zu
Beginn ihre neuen Sorten mit Markennamen versehen. Das könnte die
Barrieren für ein Sortenmarketing überwinden.
Roland Krieg, www.aid.de