Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln auf
dem Feld ist offenbar eine bislang unterschätzte Bedrohung für
Amphibien. In einer wissenschaftlichen Untersuchung der Universität
Koblenz-Landau starben 40 bis 100 Prozent der Frösche, wenn sie
zugelassenen Präparaten in gängigen Dosierungen ausgesetzt wurden. Die
Studie wurde im Auftrag des Umweltbundesamtes durchgeführt. Die
Wissenschaftler testeten sieben kommerziell erhältliche
Pflanzenschutzmittel: vier Fungizide, zwei Herbizide und ein Insektizid.
Amphibien sind die weltweit am stärksten gefährdeten Wirbeltiere.
Mögliche Ursachen sind eingewanderte Arten, eine erhöhte UV-Strahlung,
die globale Klimaerwärmung, ansteckende Krankheiten und der Verlust des
Lebensraums. Der Effekt von Pflanzenschutzmitteln auf den Rückgang der
Bestände wurde bislang kaum beachtet, erklären die Experten. Dabei leben
32 der 75 in Europa vorkommenden Amphibienarten vorwiegend auf
landwirtschaftlich genutzten Flächen. Die feuchte Haut der Amphibien ist
extrem durchlässig für Wasser, Luft sowie chemische Substanzen und
bietet den Tieren kaum Schutz.
Für ihre Experimente haben die Umweltwissenschaftler insgesamt 150
Jungfrösche des Europäischen Grasfrosches (Rana temporaria) gefangen und
auf feuchtem Boden jeweils drei unterschiedlichen Dosierungen der
Pflanzenschutzmittel ausgesetzt. Sie übersprühten sie mit der auf der
Verpackung empfohlenen Produktmenge, einer zehnfach verdünnten und
gegebenenfalls einer zehnfach konzentrierten Lösung. Das Fazit: Je nach
Präparat starben bei der empfohlenen Dosierung zwischen 40 und 100
Prozent der Jungfrösche innerhalb einer Stunde bis innerhalb einer
Woche. Bei drei Produkten waren selbst bei der zehnfachen Verdünnung
noch 40 Prozent der Tiere nach wenigen Tagen tot. Die Untersuchungen
zeigten, dass für die Schädlichkeit nicht nur der Wirkstoff, sondern
auch andere im Präparat enthaltene Stoffe eine Rolle spielen.
Bevor ein Pflanzenschutzmittel auf den Markt kommt, wird seine
Sicherheit im Hinblick auf den Anwender, den Verbraucher und die Umwelt
überprüft. Bei der Risikobewertung werden bislang jedoch nur
Auswirkungen auf Vögel, Säugetiere und in Gewässern lebende Organismen
wie Kaulquappen untersucht. Welchen Effekt die Substanzen auf an Land
lebende Amphibien wie ausgewachsene und juvenile Frösche, Kröten und
Molche haben, ist bislang kaum bekannt. Die Europäische Behörde für
Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat bereits festgestellt, dass hier
dringender Forschungsbedarf besteht.
Das Umweltbundesamt weist darauf hin, wie wichtig es ist, den Einsatz
von Pflanzenschutzmitteln weiter zu verringern, Lebensräume stärker zu
vernetzen und Gewässerschutzstreifen anzulegen.
Heike Kreutz, www.aid.de
Weitere Informationen:
www.uni-koblenz-landau.de/landau/aktuelles/archiv-2013/amphibiensterben/view
aid-Heft "Vorsicht beim Umgang mit Pflanzenschutzmitteln", Bestell-Nr. 61-1042, Preis: 3,00 Euro, www.aid-medienshop.de