Montag, 27. Mai 2013

Asiatischer Marienkäfer verdrängt heimische Arten

Seit rund einem Jahrzehnt breitet sich der Asiatische Marienkäfer in Europa aus und macht heimischen Arten das Leben schwer. Mit welcher Strategie der Käfer seine Konkurrenz ausschaltet, haben Wissenschaftler der Universität Gießen und des Max-Planck-Instituts für chemische Ökologie entdeckt. Offenbar hat der Käfer eine "biologische Waffe" entwickelt - ein einzelliger Parasit, gegen den er selbst immun ist.

Der Asiatische Marienkäfer (Harmonia axyridis) ist unter anderem in Japan und China heimisch und wird wegen seiner variablen Musterung auch Harlekin-Käfer genannt. Vor über zehn Jahren ist er in Europa eingeführt worden, um in Gewächshauskulturen Pflanzenschädlinge auf schonende Weise zu dezimieren. Das Tier kann täglich Hunderte von Blattläusen vertilgen. Inzwischen ist der Käfer jedoch in die Natur gelangt und breitet sich kontinuierlich aus, berichtet die Fachzeitschrift Science. Mit großem Erfolg verdrängt er den heimischen Siebenpunkt-Marienkäfer (Coccinella septempunctata). Das ist auf mehrere Faktoren zurückzuführen: Das Blut der eingeführten Käfer, die Hämolymphe, enthält viele kleine Eiweiße und den speziellen Wirkstoff Harmonin, die zur Abwehr von Krankheitserregern dienen. Dadurch ist das Immunsystem außergewöhnlich stark. Der Käfer kann sich leichter gegen andere Arten durchsetzen und deren Lebensraum erobern.

Doch eine sehr gute Abwehr allein kann die starke Verbreitung des Harlekin-Käfers nicht erklären. Der Schlüssel zum Erfolg sind Mikrosporidien - Sporen eines einzelligen Parasiten, welche die Wissenschaftler in großer Anzahl im Blut der Käfer nachweisen konnten. In einem Experiment injizierten sie Harmonin in die Tiere des heimischen Siebenpunkt-Käfers und stellten keine Beeinträchtigung fest. Die Injektion von gereinigten Mikrosporidien dagegen führte innerhalb von zwei Wochen zum Tod. Die Sporen dringen in die Zellen des Wirtes ein, vermehren sich und lösen schwere Krankheiten aus. Im Asiatischen Marienkäfer ist der pilzähnliche Parasit interessanterweise inaktiv. Weitere Studien sollen zeigen, worin die Immunität gegen den Einzeller begründet ist.

In freier Natur infizieren sich die Siebenpunkt-Marienkäfer vermutlich mit dem Parasiten, indem sie die Eier und Larven der asiatischen Art fressen. Das ist bei Marienkäfern ein gängiges Prinzip im Konkurrenzkampf gegen Eindringlinge.


Heike Kreutz, www.aid.de

Weitere Informationen:

Max-Planck-Institut für chemische Ökologie, www.ice.mpg.de
aid-Broschüre "Nützlinge im Garten", Bestell-Nr. 61-1536, Preis: 7,00 Euro,
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