Seit rund einem Jahrzehnt breitet sich
der Asiatische Marienkäfer in Europa aus und macht heimischen Arten das
Leben schwer. Mit welcher Strategie der Käfer seine Konkurrenz
ausschaltet, haben Wissenschaftler der Universität Gießen und des
Max-Planck-Instituts für chemische Ökologie entdeckt. Offenbar hat der
Käfer eine "biologische Waffe" entwickelt - ein einzelliger Parasit,
gegen den er selbst immun ist.
Der Asiatische Marienkäfer (Harmonia axyridis) ist unter anderem in
Japan und China heimisch und wird wegen seiner variablen Musterung auch
Harlekin-Käfer genannt. Vor über zehn Jahren ist er in Europa eingeführt
worden, um in Gewächshauskulturen Pflanzenschädlinge auf schonende
Weise zu dezimieren. Das Tier kann täglich Hunderte von Blattläusen
vertilgen. Inzwischen ist der Käfer jedoch in die Natur gelangt und
breitet sich kontinuierlich aus, berichtet die Fachzeitschrift Science.
Mit großem Erfolg verdrängt er den heimischen Siebenpunkt-Marienkäfer
(Coccinella septempunctata). Das ist auf mehrere Faktoren
zurückzuführen: Das Blut der eingeführten Käfer, die Hämolymphe, enthält
viele kleine Eiweiße und den speziellen Wirkstoff Harmonin, die zur
Abwehr von Krankheitserregern dienen. Dadurch ist das Immunsystem
außergewöhnlich stark. Der Käfer kann sich leichter gegen andere Arten
durchsetzen und deren Lebensraum erobern.
Doch eine sehr gute Abwehr allein kann die starke Verbreitung des
Harlekin-Käfers nicht erklären. Der Schlüssel zum Erfolg sind
Mikrosporidien - Sporen eines einzelligen Parasiten, welche die
Wissenschaftler in großer Anzahl im Blut der Käfer nachweisen konnten.
In einem Experiment injizierten sie Harmonin in die Tiere des heimischen
Siebenpunkt-Käfers und stellten keine Beeinträchtigung fest. Die
Injektion von gereinigten Mikrosporidien dagegen führte innerhalb von
zwei Wochen zum Tod. Die Sporen dringen in die Zellen des Wirtes ein,
vermehren sich und lösen schwere Krankheiten aus. Im Asiatischen
Marienkäfer ist der pilzähnliche Parasit interessanterweise inaktiv.
Weitere Studien sollen zeigen, worin die Immunität gegen den Einzeller
begründet ist.
In freier Natur infizieren sich die Siebenpunkt-Marienkäfer vermutlich
mit dem Parasiten, indem sie die Eier und Larven der asiatischen Art
fressen. Das ist bei Marienkäfern ein gängiges Prinzip im
Konkurrenzkampf gegen Eindringlinge.
Heike Kreutz, www.aid.de
Weitere Informationen:
Max-Planck-Institut für chemische Ökologie, www.ice.mpg.de
aid-Broschüre "Nützlinge im Garten", Bestell-Nr. 61-1536, Preis: 7,00 Euro,
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